Glossar
A – C
Anrändern (Randansetzung, Randzonendoublierung)
Bei dieser Maßnahme werden an den Rändern eines Gemäldes Gewebestreifen angebracht, um ein neuerliches Aufspannen zu ermöglichen. Mürbe gewordene Leinwände gewährleisten oft nicht mehr die für erneutes Aufspannen benötigte Zugfestigkeit, oder es ist nicht mehr genügend Spannrand vorhanden. Dann wird aus Leinwand, deren Gewebe feiner als das Original sein muss, Streifen geschnitten, die ausgefranst und ausgedünnt mit Hilfe eines thermoplastischen Klebers rückseitig aufgebügelt und gepresst werden.
Bildträger
Als Bildträger bezeichnet man die Unterlage, auf die gemalt wird. Dafür kommt Holz, Leinwand oder Glas, aber auch Metall oder Karton in Frage. Bildträger für die Fresko- und Seccomalerei ist Putz auf Mauerwerk.
Beule oder Delle
Durch Druck oder Stoß kann die Leinwand partiell gedehnt werden, so dass eine bleibende Delle oder Beule entsteht. Diese kann mit Feuchtigkeit und lokalem Druck beseitigt werden.
Craquelé
Der Begriff kommt aus dem Französischen (von craqueler "rissig werden lassen“), bedeutet rissig oder gesprungen. Eingedeutscht auch Krakelee oder Krakelüre. Dabei handelt es sich um feine Sprünge, die sich sowohl im Firnis als auch in der Grundier- und Malschicht durch Temperaturschwankungen und Bewegungen der Leinwand im Lauf der Jahre bilden können. Craquelés werden als natürliche Alterserscheinung angesehen und bei der Restaurierung in der Regel nicht beseitigt.
D – F
Dachauer Malerschule (Neu-Dachau)
Eine vom Maler Adolf Hölzel Ende des 19. Jh. in Dachau gegründete Malerschule – auch Neu-Dachau genannt – zu deren Gründungsmitgliedern Ludwig Dill und Arthur Langhammer gehörten. Die Mitglieder der Künstlerkolonie wandten sich bewusst vom „Kunstgeschehen“ der Großstadt München ab und zogen das Landleben vor. Ihre Arbeiten geben vor allem die idyllische Umgebung der Stadt Dachau in Form von Landschaftsbildern wieder. Sie hatte Verbindungen zu Adolf und Eduard Schleich d. Ä. und Emil Hansen, der später als Emil Nolde berühmt wurde. Zudem beeinflusste die sie durch Ludwig Dill, der 1894-99 Präsident der Münchner Sezession war, die Kunstszene in München.
Dokumentation
Eine umfassende schriftliche und fotografische Dokumentation stellt einen wichtigen Aspekt des Restaurierungsvorganges dar, um auch für spätere Generationen nachvollziehbar zu machen was mit dem Kunstwerk geschehen ist. Dazu zählen Herkunft, Herstellungstechnik, Beschaffenheit des Materials, die vorgefundenen Zustände der Schäden und die durchgeführten Maßnahmen mit Nennung der verwendeten Materialien und andere relevante Angaben (z.B. Untersuchungsergebnisse, Archivalien, Literatur …).
Doublieren
Wenn der Bildträger seine Eigenschaft als solcher nicht mehr erfüllt, kann es nötig sein, das Gemälde auf eine zweite Leinwand aufzuziehen. Dieser Vorgang greift massiv in den Originalzustand ein und sollte nur im äußersten Notfall angewendet werden.
Einzelfadenverklebung
testtext
Fassung
Die Fassung (v. fassen, mittelhochdt. vazzen = fassen, erfassen, ergreifen; althochdt. fazzon, wortverwandt mit fest), bezeichnet die farbliche Gestaltung einer Skulptur, eines Reliefs, eines Bildes oder einer anderen Oberfläche (Bemalung, Färbung), sowie auch die Belegung eines Objektes mit Edelmetallen, zum Beispiel Vergoldung.
Bei bemalten Holzskulpturen spricht man von Fassung, die dem Aufbau beim Gemälde entspricht: Träger (Holz/Leinwand), Grundierung, Malschicht (Farbe/Blattmetallauflage).
Fehlstelle
Ist bei einem Gemälde ein Teil der Malschicht, bzw. ein Stück der Grundierung bis auf den Bildträger herausgebrochen, spricht man von einer Fehlstelle.
Firnis
Der Begriff Firnis kommt vom französischem Wort "vernice“ für „Lack“.
Es handelt sich um einen transparenten Überzug zum Schutz von Gemälden. Er wird zum Schutz der Farben und zur Tiefenwirkung derselben aufgetragen und erhöht dadurch die Lesbarkeit des Werkes. Seit dem 17. Jh. wurden zunehmend Harzfirnisse verwendet, d.h. Naturharze wie Dammar oder Mastix werden in flüchtigen Lösungsmitteln wie Terpentinöl „eingelegt“, bis sie sich auflösen. Im Lauf der Jahre vergilbt Firnis durch UV-Einwirkung immer stärker und verändert dadurch das Aussehen der Farben. Aufgabe des Restaurators kann es sein, die Firnisschicht abzunehmen, um die originalen Farben des Gemäldes wieder sichtbar zu machen.
Frühschwundsprünge oder -risse
Im Unterschied zu Craquelés entstehen diese, während die Malfarbe noch trocknet, als Folge der auftretenden Schwundspannungen innerhalb der Malschichten. Sie befinden sich häufig nur in bestimmten Bereichen des Gemäldes bzw. unterscheiden sich in ihrer Breite und Gitterstruktur, da sowohl die Feinheit der Pigmente als auch die Schichtstärke der aufgetragenen Farbe eine Rolle spielt.
G – I
Gouache
Vom italienischen "guazzo“ für Tümpel, Lache. Dabei handelt es sich um deckende Wasserfarben aus gröber vermahlenen Pigmenten unter Zusatz von Kreide, die ähnlich wie Ölfarben, auch pastos aufgetragen werden können. Gouachen können sowohl für deckende als auch für lasierende Maltechniken verwendet werden, sind schnelltrocknend und eignen sich daher gut für die Untermalung einer Retusche und für die Strukturierung.
Grundierung
Die Grundierungsmasse besteht aus Bindemittel wie tierischer Leim und Füllstoffen, z.B. Gips oder Kreide. Daher kommt auch die Bezeichnung "Kreidegrund“. Sie bildet ein Bindeglied zwischen Bildträger und Malschicht, indem sie auf ersterem haftet und durch die eingedrungenen Bindemittel, z.B. Öl aus der Ölfarbe, mit den darüber liegenden Malschichten verbunden ist. Außerdem schafft sie einen gleichmäßig saugenden Malgrund und eine einheitliche Oberfläche und Farbe.
Imprimatur
Vom italienischen "imprimatura“ für Grund. Da der Kreidegrund ein bestimmtes, nicht zu starkes Absorptionsvermögen haben soll, werden stark saugende Grundierungen z.B. mit einer dünnen Harz- oder Leimlösung isoliert. Dieser Lösung können Pigmente zugesetzt werden, so dass das Weiß des Malgrundes gebrochen wird. Diese lasierende Imprimitur ermöglicht dem Künstler, sein Werk auf einer mittleren Helligkeitsstufe aufzubauen, ohne auf die Vorteile eines weißen Grundes verzichten zu müssen.
Inkarnat (Karnat)
Bezeichnung für den Fleischton in der Malerei.
J – L
Kittung (Kittstelle)
Ist ein Stück der Malschicht oder Grundierung herausgebrochen, ist es angebracht diese Fehlstelle zu ergänzen. Die Ergänzung erfolgt entweder mit Kreidegrund oder einer Kreide-Wachs-Mischung, die mit Pigmenten eingefärbt wird.
Keilrahmen
Vor dem 19. Jh. wurden Leinwände auf eine starre Konstruktion aus vier Leisten (Spannrahmen) aufgezogen – danach auf Keilrahmen. Hierbei wird mit Hilfe von Keilen, die auf der Rückseite in den Ecken in Schlitze gesteckt werden, die Leinwand gespannt. Indem man die Keile fester hineinschlägt, wird der Rahmen auseinandergetrieben und die Leinwand so weiter gestrafft. Dieser Vorgang kann wiederholt werden, da im Laufe der Zeit durch Gewicht, Klimaschwankungen etc. die Spannung der Leinwand nachlässt. Das kann wiederum zu einer Lockerung der Malschicht und später zum Abfallen derselben führen.
Kreidegrund
BESCHREIBUNG --> Grundierung überarbeiten, da falsch.
Krepieren
Krepierter Firnis erscheint trüb bis undurchsichtig. Der Grund dafür liegt in sehr vielen, mikroskopisch feinen Rissen im Firnis, durch die das einfallende Licht so gestreut wird, dass die Malschicht darunter milchigweiß überzogen erscheint.
Lasur
Bei Lasuren handelt es sich um Malfarben mit hoher Transparenz, deren Pigmente aus in Öl oder Harz gebundenen Farblacken bestehen. Lasuren werden zum Schluss aufgetragen, um der darunter liegenden, deckenden Malschicht Tiefenwirkung und mildere Kontraste zu verleihen.
M – O
Malschicht
Unter Malschicht versteht man die farbige Schicht, die vom Künstler mit dem Pinsel aufgetragen wird und das Erscheinungsbild eines Gemäldes bestimmt. Beim klassischen Aufbau liegt die Malschicht auf der Grundierung, bzw. über der Vorzeichnung und unter dem Firnis. Ohne Firnis stellt die Malschicht den letzten Arbeitsgang beim Entstehen eines Gemäldes dar. Sie kann aus pastosen oder opaken, ein- oder mehrschichtigigen Farbschichten und Lasuren bestehen.
Ölmalerei
Ölmalerei wird seit dem 13. Jh. angewendet und ist seit dem 17. Jh. allgemein gebräuchliche Maltechnik. Sie gilt als "klassische Königsdisziplin“ der Kunst.<7p>
Die Bindung der Farben erfolgt dabei durch trocknende Öle (Lein-, Mohn- oder Nussöl), die nicht durch Verdunstung trocknen, sondern sich durch Oxidationsprozesse verfestigen. Manchmal sind dazu auch lichte Weichharze beigefügt.
Ölfarben ermöglichen das Neben- und Übereinandersetzen von Pinselstrichen, ohne dass die Farben ineinander verlaufen. Dadurch ist es möglich Korrekturen vorzunehmen. Bei Verwendung sehr dünner Malmittel kann auch in durchscheinenden Farben (Lasuren) oder leicht zerfließend gearbeitet werden. Zum Unterschied zu Aquarellfarben behalten Ölfarben auch nach dem Trocknen ihre intensive Farbfrische. Sie können zudem gemeinsam mit Temperafarben verwendet werden (Mischtechnik).
P – R
Paraphe
Eine Paraphe (eine mittelfranzösische Abwandlung des griechischen παραγράφειν [paragráphein] "hinzuschreiben“) ist die zeitgenössische Bezeichnung für den Abdruck eines Namensstempels oder die zu einem Zeichen verkürzte Signatur.
Pentimenti
Der Begriff kommt aus dem Italienischen, Mz. von pentimento, "Reue“; eingedeutscht auch Pentiment.
Synonym für eine Überdenkung. Der Künstler korrigierte eine Zone des Bildes, indem er bestimmte Stellen übermalte. Eine durchaus nicht ungewöhnliche Arbeitsweise, die mit Hilfe von UV-Licht und Röntgenaufnahmen nachgewiesen werden kann. Pentimente stellen eine wesentliche Quelle der Kunstwissenschaft dar, indem sie wertvolle Informationen über die Bildgenese, die Maltechnik des Künstlers, den Zustand eines Gemäldes und damit Möglichkeiten zur Restaurierung aufzeigen.
Patina
Patina ist ein italienisches Wort, bedeutet "dünne Schicht“ oder "Belag“ und wird umgangssprachlich auch "Edelrost“ genannt. Sie steht für die Alterserscheinung von Oberflächen, die – im Falle von Schmutz – als störend oder ästhetisch beeinträchtigend empfunden werden kann. Oftmals handelt es sich allerdings um chemische Reaktionsprodukte der Materialien mit den Verwitterungsprodukten der Oberfläche (Sedimentation von Schwebteilchen der Luft wie Staub, Aerosole), die zur Eigenart des Kunstobjekts gehören und nicht zerstört werden sollten.
Pressen
Wenn ein Gemälde starke Schüsselbildung und/oder eine lockere Malschicht aufweist, kann ein Pressen des ganzen Bildes nötig sein. Nach dem Sichern, Abspannen und Rändern umbügeln wird das Gemälde mit Hilfe von Feuchtigkeit, Druck (Vakuum) und Wärme (optional) gepresst.
Retusche
Vom französischen "retouche“ für Nachbesserung.
Retuschieren nennt man beim Restaurieren das farbliche Eintönen von Fehlstellen. Bei Gemälden werden Retuschen immer mit reversiblen, meist wasserlöslichen Farben durchgeführt. Ziel ist die Wiederherstellung des harmonischen Gesamteindruckes, d.h. bei genaueren Blick offenbart sich die retuschierte Fehlstelle.
S – U
Schüsselbildung (Runzelbildung)
Von Schüsselbildung spricht man, wenn sich die Malschicht an den Rändern des Craquelénetzes durch Feuchtigkeit nach oben wölbt und nur noch in der Mitte der Scholle mit der Leinwand verbunden ist.
Signatur
Kenntlichmachung der Urheberschaft durch eigenhändige Unterschrift oder Namenszeichen des Künstlers.
Spanngirlanden
Als Spanngirlanden werden die Dehnungsbögen einer Leinwand zwischen deren Zugpunkten (Spannnägel) bezeichnet.
Das Grundieren einer Leinwand erfolgt normalerweise, nachdem diese auf den Spann- oder Keilrahmen aufgezogen wurde. Das Gewebe quillt dabei durch das im Kreidegrund enthaltene Wasser auf. Dadurch wird die Leinwand nochmals gestrafft und die damit verbundenen Zugkräfte führen zu einer bogenförmigen Dehnung zwischen den Spannnägeln – den sogenannten Spanngirlanden.
Spannrahmen
Vorgänger des Keilrahmens, der nach der Erfindung desselben Mitte des 18. Jh. von diesem ersetzt wurde. Der Spannrahmen ist eine starre Konstruktion aus vier Leisten.
Tafelbild
Gemälde, dessen Bildträger eine Holztafel, z.B. aus Eiche, ist. Ursprünglich war der Bildträger fast immer Holz. Nur für kleine Formate wurden seit dem 16. Jh. auch Kupfertafeln verwendet.
Triangel
Als Triangel bezeichnet man einen rechtwinkeligen Riss in der Leinwand.
Übermalung
Von Übermalung spricht man, wenn die originale Malschicht flächig und großzügig "zugemalt“ wurde. Der Grund dafür liegt meist im Unvermögen des Restaurators, den richtigen Farbton zu treffen. Eine Retusche darf sich nur auf die Fehlstelle beschränken und auf keinen Fall das Original überdecken.
Unterzeichnung
Vor dem Auftragen der Farbe wurde vor allem in der frühniederländischen, italienischen und altdeutschen Malerei der Entwurf auf die Grundierung gezeichnet oder gepaust. Diese Vorzeichnung wurde nicht immer exakt eingehalten, so dass mitunter diese Linien durchschimmern.
UV-Untersuchung
Gealterte Mal- und Firnisschichten fluoreszieren, wenn sie UV-Strahlen ausgesetzt werden. Der Grund dafür liegt in Oxidationsprodukten, die sich in Ölen und Harzen bilden. Dadurch erscheinen Retuschen, die ältere Schichten abdecken, als dunkle Stellen.
V – Z
Vergolden
Als Vergolden wird das Überziehen metallischer und nichtmetallischer Gegenstände mit Blattgold bezeichnet. Durch seine Eigenschaft als Edelmetall ist Gold eines der korrosionsbeständigsten Metalle – andererseits aber auch sehr teuer. Man unterscheidet zwischen Poliment- und Ölvergoldung, wobei erstere sehr empfindlich ist und durch Feuchtigkeit beschädigt werden kann, während letztere im Außenbereich Anwendung findet.
Vergilben
Der auf das Gemälde aufgetragene Firnis ist zunächst farblos, wird aber im Lauf der Zeit durch Oxidation immer gelber. Dies tritt bei jedem Firnis auf. Allerdings hängt der Vergilbungsgrad auch von der Zusammensetzung und der Schichtstärke des jeweiligen Überzuges ab.
Verputzen
Bei Reinigung und Firnisabnahme muss mit äußerster Vorsicht vorgegangen werden, da die dabei eingesetzten Lösungsmittel agressiv sind. Die Malschicht darf dabei keinesfalls angegegriffen, gelöst oder beschädigt werden. Wenn ein Restaurator diesen Vorgang nicht beherrscht oder schnell zu einem "ansehnlichen“ Ergebnis kommen will und ein zu starkes Mittel wählt, so entfernt er nicht nur den Firnis, sondern auch einen Teil der Malerei. Als erstes sind davon Lasuren betroffen.
Zugfestigkeit
Ist die Leinwand mürbe oder spröde geworden, ist deren Zugfestigkeit für ein erneutes Aufspannender (z.B. nach einem Pressvorgang) nicht mehr gewährleistet. Hierbei besteht die Gefahr des Reißens.